JubiläumsmeisterfeierGemeinsam über 5.770 Jahre Meistererfahrung
Der Meisterbrief steht seit jeher für Qualität, Zuverlässigkeit und Präzision. Dass diese Werte über Jahre und Jahrzehnte hinweg überdauern, zeigte wieder einmal eindrucksvoll die Jubiläumsmeisterfeier der Handwerkskammer (HwK) Südwestfalen in der Konzerthalle Olsberg: 110 Jubiläumsmeisterinnen und Jubiläumsmeister samt Begleitung kamen für einen Nachmittag zusammen und brachten gemeinsam nicht weniger als 5.770 Jahre Meistererfahrung mit.
Geehrt wurden in Olsberg Meisterinnen und Meister, die vor nunmehr 50 Jahren (1975: Goldener Meisterbrief) und 60 Jahren (1965: Diamantener Meisterbrief) ihren Meisterbrief erhalten haben. Insgesamt folgten 83 Gold- und 27 Diamantmeister der Einladung der HwK Südwestfalen.
"Sie alle blicken zu Recht mit Stolz auf Ihre Lebensleistung im Handwerk zurück. Und für Sie alle hat dieser Augenblick eine ganz besondere Bedeutung – sonst säßen Sie heute nicht hier", so HwK-Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt in seiner Begrüßungsrede. Leistung, so Schmitt weiter, sei nicht selbstverständlich: "Leistung gelingt nur, wenn Sie mit Freude und Überzeugung Ihren Beruf leben. Das war vor 50 oder 60 Jahren so und gilt noch heute."
Unter den Gästen war in diesem Jahr zum ersten Mal auch der neu gewählte Bürgermeister der Stadt Olsberg, Patrick Potthoff. Jeweils vor der Übergabe der Diamantenen und Goldenen Meisterbriefe durch HwK-Präsident Jochen Renfordt und HwK-Vorstandsmitglied Marcel Grote nahm die Band "Salon Musette" das Publikum mit auf eine musikalische Zeitreise in die Jahre 1965 und 1975 – die Jahre der Meisterprüfungen.
Die Oscar-Verleihung im Handwerk
Bereits seit 1973, so Renfordt in seiner Laudatio für die Diamantmeister, werden Jubiläumsmeisterinnen und -meister durch die Handwerkskammer geehrt. "Es ist die Oscar-Verleihung im Handwerk." Jedoch nicht mit einem Oscar, aber dafür in guter Handwerkstradition mit einem Goldenen und Diamantenen Meisterbrief. Renfordt blickte zurück auf mehr als ein halbes Jahrhundert Handwerksgeschichte: vom Wandel der Technologien bis zu gesellschaftlichen Umbrüchen. "Die vergangenen 50 und 60 Jahre haben die Welt geradezu auf dem Kopf gestellt. Von unveränderter Bedeutung aber ist eines: der Wert des Meisterbriefs."
Die Würdigung der Goldmeister übernahm HwK-Vorstandsmitglied Marcel Grote. Er schlug einen Bogen zu seiner eigenen Geschichte und betonte, wie beeindruckend die Lebensleistung der Jubilare ist. "50 Jahre liegen zwischen Ihren Meisterprüfungen im Jahr 1975 und heute." Davon sei er selbst noch weit entfernt, da seine eigene Meisterprüfung im Kfz-Handwerk erst 15 Jahre zurückliege. "Das macht mir bewusst, welche Bedeutung ein 50-jähriges Meisterjubiläum hat. Es ist mehr als ein Berufsleben, es ist die enge Verbundenheit zum Handwerk, die immer bleibt."
Ein Tag ganz im Zeichen der Erinnerung und Würdigung der Lebensleistung
Für die Jubiläumsmeisterinnen und Jubiläumsmeister war der Nachmittag in Olsberg auch ein Tag des Wiedersehens. Geschichten von früher wurden ausgetauscht und sich einfach gemeinschaftlich erinnert. Vom Bäcker- über den Tischlermeister bis hin zum Werkzeugmachermeister – sie alle blicken auf ein bewegtes Berufsleben zurück. So wie Annemarie Balkenhol-Richard aus Finnentrop, die den Goldenen Meisterbrief als Dachdeckermeisterin erhielt. Eine nicht alltägliche Berufswahl für eine Frau – noch dazu in den 70er Jahren, doch der elterliche Betrieb sollte in der Familie bleiben. Balkenhol-Richard erzählte von Ausbildung und Meisterprüfung sowie einem erfüllten Berufsleben an der Seite ihres Ehemanns, der vom Büro auf die Dächer des Sauerlandes wechselte und auch die Meisterprüfung ablegte.
Mit Begeisterung erinnerte sich auch Diamantmeister Gerhard Steinhauer an sein Berufsleben. Der Gas- und Wasserinstallateurmeister und Klempnermeister war viele Jahre lang in Lüdenscheid selbstständig und in Prüfungsausschüssen aktiv. Im Rentenalter zog es ihn in die Nähe von Leer an die Nordsee. Nach seiner Selbstständigkeit packte ihn das Abenteuer: 20 Jahre lang segelte er zusammen mit seiner Frau um die Welt, besuchte unter anderem die Galapagosinseln. "Das kann nur ein Handwerker schaffen", betonte er mit einem Augenzwinkern, denn auf hoher See fielen immer wieder Arbeiten an, die man selbst erledigen müsse.