
HandwerkstourAzubi-Mangel und Bürokratiebelastung
Bettina Lugk, Bundestagsabgeordnete der SPD aus Iserlohn, unternahm auf Einladung der Handwerkskammer (HwK) Südwestfalen eine Handwerkstour durch den Kammerbezirk. Mit dabei waren Jochen Renfordt (HwK-Päsident), Hendrik Schmitt (HwKHauptgeschäftsführer), Jens Rodermund (Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis) und Thomas F. Bock (Baugewerbe-Innung Lüdenscheid). Gemeinsam erkundeten sie an einem Tag vier verschiedene Handwerksbetriebe, die – obwohl aus unterschiedlichen Gewerken – allesamt mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. Darunter die Schwierigkeit, qualifizierte Auszubildende zu finden und die steigende Belastung durch eine ausufernde Bürokratie. In ausführlichen Gesprächen mit den Betriebsinhabern wurde deutlich, dass diese Probleme einen prägenden Einfluss auf die tägliche Arbeit der Handwerkerinnen und Handwerker haben und dringend nach Lösungen verlangen. Am Ende der Tour stellte Lugk heraus, dass sie viel lernen konnte. Sie freue sich über die Möglichkeit an einem Tag Einblick in so verschiedene Gewerke bekommen zu haben.
F. W. Meier GmbH, Plettenberg
Das Bauunternehmen F. W. Meier, gegründet 1985 und mittlerweile nun in der 2. Generation, beschäftigt rund 50 Mitarbeiter. Trotz ihrer Größe und ihrer regionalen Präsenz hat das Unternehmen mit Herausforderungen bei der Auszubildendensuche zu kämpfen. Geschäftsführer Jürgen Schade äußerte sich besorgt: "Seit Corona hat die Arbeit an Stellenwert verloren." Er beklagte, dass viele keine Lust mehr haben, Überstunden zu machen, da der Verdienst durch die Steuern am Ende regelrecht aufgefressen werde. Die Problematik des Fachkräftemangels spiegelte sich auch in den Worten von Thomas F. Bock wider, der feststellte: "Es werden jedes Jahr weniger." Man habe Schwierigkeiten, an die Leute heranzukommen. Hinzu kommen die wachsende Bürokratie und wirtschaftliche Unsicherheiten.
Schawag GmbH Technik & Service, Plettenberg
Die Schawag GmbH Technik & Service, geführt von Ralf Schawag, beschäftigt 25 Mitarbeiter und setzt auf die Einstellung von Quereinsteigern. Persönlichkeit und Herzlichkeit in seinem Team sind ihm besonders wichtig: "Das Fachliche können wir ihnen beibringen. Das menschliche aber nicht." Neben der Kritik an dem Gebäudeenergiegesetz, für Schawag eines der schlechtesten Gesetze überhaupt, beklagte er bei der Kommunalen Wärmeplanung die geplante Übergangsfrist von nur einem Monat. Das sei viel kurz. In Bezug auf die Besteuerung von Überstunden sprach er sich für eine deutliche Steuerentlastung aus, um Anreize für zusätzliche Arbeitsleistungen zu schaffen. Darüber hinaus unterstrich er die Bedeutung einer gezielten Förderung von Auszubildenden, um die Zukunft des Handwerks langfristig zu sichern.
Haarmoden Nina & Julia, Altena
Janina Hagen und Julia Lissel haben ihren Friseursalon vor vier Jahren in Altena eröffnet. Gemeinsam mit ihren Kundinnen und Kunden haben sie seitdem sowohl die Corona-Pandemie als auch die Hochwasserkatastrophe überstanden. Trotzdem bedauern sie die sinkende Wertschätzung für handwerkliche Tätigkeiten. "Wir haben einen tollen Beruf. Es ist schade, dass die jungen Leute das nicht mehr so sehen", so Janina Hagen. Dabei hoben sie hervor, dass es nicht notwendig sei, dass jeder Abitur mache. Julia Lissel: "Es reicht schon, wenn sie talentiert sind." Nur eine Bewerbung haben sie in diesem Jahr bekommen – und diese auch angenommen. Auch angesichts der Schwierigkeiten bei der Suche nach passenden Auszubildenden bleiben sie standhaft und zeigen sich entschlossen, die Attraktivität des Friseurberufs zu steigern, um junge Talente für das Gewerk zu begeistern.
Gebäudereinigung Ziegenhirt GmbH, Menden
Frank Ziegenhirt, bereits in der 4. Generation in der Mendener Gebäudereinigung tätig, sprach über die gesunkene Leistungsbereitschaft vieler Jugendlicher. "Bei einigen ist der Leistungsgedanke nicht mehr vorhanden. Man muss die jungen Leute abholen und sie manchmal vielleicht auch zu ihrem Glück zwingen." Dabei unterstrich er die Notwendigkeit einer aktiven Förderung von Auszubildenden und betonte, dass es wichtig sei, den jungen Menschen die Strukturen und Unterstützung zu bieten, die sie für