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HwK Südwestfalen

SachverständigenwesenIch habe den geilsten Job der Welt!

Welchen Schaden kann die Hauskatze des Nachbarn auf dem eigenen Autolack hinterlassen und ist er so gravierend, dass daraus Schadensersatzansprüche gegenüber dem Besitzer des Tieres geltend gemacht werden können? Manche Fragestellungen, mit denen sich Kfz-Meister Dirk Barfs aus Hemer von Berufswegen beschäftigt, sind mitunter kurios. Barfs ist öffentlich bestellter und vereidigter Kfz-Sachverständiger der Handwerkskammer (HwK) Südwestfalen und wird von Gerichten immer dann angefragt, wenn eine neutrale Expertise erforderlich ist. Der 64-jährige dreifache Familienvater betreibt zwei Sachverständigenbüros – eins in Hemer und eins in Menden. Doch wie kommt man zu dem Job, den man bei Dirk Barfs ganz sicher als eine echte Berufung bezeichnen kann?



Das  Berufsleben des KFZ-Sachverständigen

Die Liebe zu allem, was einen Motor hat und fährt, sei ihm quasi in die Wiege gelegt worden: "Schon mein Vater war Kfz-Meister mit einem eigenen Betrieb." Da sei der berufliche Werdegang bereits früh klar gewesen. Mit gerade einmal 14 Jahren hat er eine Kfz-Ausbildung begonnen. Nach dem Wehrdienst ging es dann als Geselle in den väterlichen Betrieb. Bald danach hat er die nächste berufliche Station, den Meister, in Angriff genommen. Eigentlich wollte er anschließend Deutschland zumindest eine Zeit lang den Rücken kehren, um in Jeddah in Saudi-Arabien für Hochtief zu arbeiten. Dieser Traum zerschlug sich jedoch, weil seine Frau das erste Kind erwartete. Als frischgebackener Familienvater zog Barfs es vor, weiter als Kfz-Meister in Deutschland zu arbeiten. Seiner Karriere hat dies keinen Abbruch getan. Anfang der 90er-Jahre bot man ihm ein alteingesessenes Kfz-Sachverständigenbüro in Hemer zur Übernahme an. Mit dem bisherigen Besitzer und Sachverständigen habe er schon lange regelmäßig zusammengearbeitet. Dirk Barfs, der alle rechtlichen Vorgaben der HwK für eine öffentliche Bestellung und Vereidigung erfüllte, übernahm besagtes Büro zunächst allein, stellte aber recht schnell zwei Angestellte ein. Später kam bis Ende der 90er-Jahre mit einem Prüfingenieur ein Partner hinzu. Der Personalstamm wuchs in Spitzenzeiten auf 17 Mitarbeiter. Heute habe er zehn Mitarbeiter an den Standorten Hemer und Menden. "Ich mache grundsätzlich alle erforderlichen Prüfungen. Die Erstellung von Gutachten ist in den meisten Fällen sehr anspruchsvoll und erfordert mitunter spezielles Gerät. Zum großen Teil halte ich es selbst vor, ansonsten nutze ich die Vorteile, die ich als TÜV Süd Autopartner habe und arbeite zusätzlich mit einem Duisburger Prüflabor eng zusammen", erklärt der Kfz-Sachverständige. Seit 2016 ist er außerdem Präsident vom Bundesverband der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen e. V. (BVSK).



Erforderlich ist ein außergewöhnliches Fachwissen

Wie ein Detektiv geht Dirk Barfs den Dingen akribisch auf den Grund und hält stets die für einen Sachverständigen erforderliche Neutralität und Objektivität gegenüber allen Beteiligten ein. Pro Jahr erstelle er auf diese Weise eine beachtliche Anzahl an Gutachten. Grundsätzlich gehe es bei seiner Arbeit darum, komplizierte Sachverhalte einfach zu erklären. Gerne bediene er sich hierzu anschaulicher Bilder, damit auch Laien den Sachverhalt leichter verstehen können.

Was rät Dirk Barfs einem Handwerker, der selbst mit dem Gedanken spielt, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger zu werden? "Zu den formalen Vorgaben vonseiten der Handwerkskammer ist ein außergewöhnlich großes Fachwissen unumgänglich." Die durchschnittliche Erfahrung als Geselle oder auch Meister reiche für die Sachverständigentätigkeit nicht aus. Auf eine mindestens fünfjährige Berufserfahrung als Meister sollte man auf jeden Fall blicken können. Außerdem müsse man eine ordentliche Portion Lebenserfahrung mitbringen, eine gestandene Persönlichkeit sein und sich gut ausdrücken können. Denn spätestens vor Gericht sei ein sicheres und präzises Formulieren unumgänglich. Nicht schaden würde außerdem ein gutes rechtliches Gespür. Vorkenntnisse darüber, wie ein Rechtsverfahren abläuft, seien auch nie verkehrt. Wer dann noch bereit ist, sich regelmäßig fortzubilden und über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen, kann vielleicht ebenfalls wie Barfs einmal von sich behaupten: "Ich habe den geilsten Job der Welt!"

Um auf die Hauskatze vom Beginn zurückzukommen: Das Gutachten hat ergeben, dass sie sehr wohl Kratzer auf dem Autolack hinterlassen kann. "Solche Kratzer sind in der Regel nur oberflächlich und können mit einer Politur oder einer einfachen Ausbesserung kostengünstig beseitigt werden. Am Ende kommt es aber auf die Größe und das Gewicht der Katze an."



"Ausgesprochen hoher Stellenwert"

Wenn Richter Handwerkerleistungen beurteilen müssen, brauchen sie Sachverständige des jeweiligen Gewerks für ein richtiges Urteil. Gudrun Schäpers, Präsidentin des Oberlandesgerichts Hamm, arbeitet gerne mit den Sachverständigen des Handwerks zusammen.  Im Interview mit dem Deutschen Handwerksblatt erzählt sie, warum.