Eine Mutter mit Kind in Warnwesten auf einer Baustelle.
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StudieZwischen Vorfreude und Belastung: Selbstständigkeit und Mutterschaft

Für viele selbstständige Handwerkerinnen in Nordrhein-Westfalen bedeutet eine Schwangerschaft nicht nur Vorfreude, sondern auch enorme Belastung – körperlich wie finanziell.

Das zeigt eine aktuelle Befragung des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn im Auftrag des Wirtschaftsministeriums und des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT). Jede vierte selbstständige Handwerkerin in Nordrhein-Westfalen kehrt bereits sechs Wochen nach der Geburt voll zurück in den Betrieb, oft aus wirtschaftlicher Not heraus, denn gesetzliche Mutterschutzleistungen für Selbstständige gibt es bislang nicht. Fast alle übten während der Schwangerschaft regelmäßig körperliche Tätigkeiten aus, vor denen Angestellte geschützt würden.

"Das persönliche und wirtschaftliche Risiko liegt bei Selbständigen auf den eigenen Schultern. Das ist gerade in Zeiten wie heute, in denen Fachkräftemangel herrscht, in denen Betriebe Nachfolgerinnen brauchen, nicht hinnehmbar", kommentiert Uta Neumeister, Leiterin Standortpolitik der Handwerkskammer Südwestfalen, die Studienergebnisse. "Das muss sich ändern. Für die Frauen, für das Handwerk - damit das Handwerk für Frauen noch attraktiver wird", so Neumeister.

Was die Studie zeigt

  • Die meisten Handwerkerinnen lassen ihre berufliche Tätigkeit erst wenige Tage vor der Geburt vollständig ruhen. Jede zweite selbstständige Handwerkerin hört erst eine Woche oder noch kürzer vor der Geburt komplett auf zu arbeiten.
  • Etwa jede zweite befragte Handwerkerin kehrte innerhalb von vier Wochen mit reduzierter Stundenzahl zurück in den Betrieb. 
  • Jede vierte selbstständige Handwerkerin ist bereits sechs Wochen nach der Geburt wieder im gleichen Umfang wie vor der Schwangerschaft zurück im Betrieb. 
  • 89 Prozent der Befragten übten während der Schwangerschaft regelmäßig körperliche Tätigkeiten aus, die bei Angestellten zu Schutzmaßnahmen oder Beschäftigungsverboten führen würden. 
  • Drei von vier Befragten sehen sich von erhöhten psychischen Belastungen betroffen.
  • Während der Mutterschutzfrist haben nur 29 Prozent der Befragten Krankengeld oder Krankentagegeld von ihrer Krankenkasse erhalten. 
  • Mehr als 80 Prozent der Befragten fänden die Einführung eines umlagefinanzierten Mutterschaftsgeldes sinnvoll, ca. 40 Prozent sehen auch in der Einführung einer Betriebshilfe ein sinnvolles Modell. 
  • Die deutliche Mehrheit sieht sich über die vorhandenen Absicherungsmöglichkeiten während der Schwangerschaft schlecht informiert. 
  • Während der Umsatz für rund die Hälfte der von Umsatzeinbußen Betroffenen frühestens nach einem Jahr das vorherige Niveau erreicht, ist dies bei über einem Drittel auch nach drei Jahren noch nicht der Fall.

Aus den Ergebnissen entwickeln Handwerk und Interessenverbände in weiterer Zusammenarbeit mit dem IfM Bonn nun konkrete Handlungsempfehlungen, um die Situation der Schwangeren und Mütter im Handwerk ganz konkret zu verbessern. Mehr Informationen zum Thema und die komplette Studie finden Sie auf der Projektseite  www.machbarmachen-handwerk.de sowie auf der Website des Westdeutschen Handwerkskammertags.