Konjunktur Herbst 2019
HwK Südwestfalen

Die Lage im Handwerk ist noch immer gut...

"Das Fazit der aktuellen Konjunkturumfrage lautet: Die Zeit der Gipfelstürmerei ist offensichtlich vorbei", sagt Kammerhauptgeschäftsführer Meinolf Niemand. "Für ein Mehr an Zuversicht sind die Unwägbarkeiten auf der internationalen Bühne einfach zu übermächtig geworden."

Schon im Frühjahr hatte sich dies vor allem für die Betriebe mit großer Nähe zur Industrie (Zulieferer) abgezeichnet. Seit neun Jahren war bis heute der Index zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage im Kammerbezirk kontinuierlich angestiegen. Die Spitze lag im Herbst 2018 bei rund 140 Punkten. Der aktuelle Wert liegt deutliche neun Punkte darunter! "Das ist allerdings kein Grund, in eine Untergangsstimmung zu verfallen, denn der Wert liegt noch immer auf einem bemerkenswert hohen Niveau. Aber: Die längste Boom-Phase im Handwerk ist – vorerst zumindest – zuende." Ob es eine Wachstumsdelle sei oder ein längerer Richtungswechsel werde, lasse sich noch nicht seriös abschätzen.

 

Unterschiedliche Indexwerte in verschiedenen Handwerksgruppen

Dabei stellt sich die Situation für die sieben verschiedenen Handwerksgruppen durchaus recht unterschiedlich dar. Deutlich oberhalb des durchschnittlichen Indexwertes von 131 Punkten für die Gesamtheit der Umfrageteilnehmer im Kammerbezirk behaupten die Ausbauhandwerke ihre Spitzenstellung in Südwestfalen. Vier Fünftel der Unternehmen bezeichnen ihre Geschäftslage als gut und nur ein verschwindend geringer Anteil von 1,3 Prozent berichtet von einer Verschlechterung. Sie liegen mit einem Indexwert von 137 Punkten im Spitzenfeld – gemeinsam mit den Nahrungsmittelhandwerken und nur wenig hinter dem Handwerk für den privaten Bedarf. Kaum schlechter stehen die Bauhandwerke da.

 

Richtungswechsel und erfreuliche Werte 

Einen klaren Richtungswechsel im Konjunkturverlauf verzeichnen die Handwerke für den gewerblichen Bedarf aus den Bereichen Metall und Elektro. Sie verspüren deutlich den Gegenwind, der vor allem den Betrieben, die als Zulieferer aufgestellt sind, zunehmend scharf ins Gesicht weht. Allerdings: Noch immer berichtet rund ein Viertel der Umfrageteilnehmer aus dieser Gruppe von einer Auslastung von über 100 Prozent! Auch hier bewahrheitet sich einmal mehr: Die Hälfte der Konjunktur ist Psychologie.

Bereits deutlich schwieriger ist die Situation im Kfz-Handwerk. Drückten bislang vor allem die Folgen aus dem Diesel-Skandal auf den Handelsbereich, berichten die Betriebe nun zunehmend auch von einer geringeren Auslastung im Werkstattbereich. 

Ausgesprochen erfreulich haben sich die Werte für die Nahrungsmittelhandwerke in den vergangenen sechs Monaten entwickelt. Mit einem Geschäftslageindex von 137 Punkten liegen sie mit in der Spitzengruppe der Handwerke.

 

Anstieg beim Fachkräftemangel

Ein Problem, das alle Handwerke betrifft, ist der sich weiter verschärfende Fachkräftemangel. Trotz der sich eintrübenden Stimmung im Handwerk ist der Fachkräftebedarf in den vergangenen sechs Monaten wieder angestiegen. Dem wachsenden Fachkräfte- und Nachwuchsbedarf trägt die Handwerkskammer Südwestfalen mit dem Team Fachkräftesicherung Rechnung, das in Schulen und auf Ausbildungsmessen sowie durch die Ausbildungsbotschafter über die Karrierechancen im Handwerk informiert.

Der letzte Blick gilt den Investitionen. Für alle Handwerksgruppen zeigt sich, dass rund ein Drittel der Befragten ihr Investitionsvolumen steigerten und zusätzlich mehr als die Hälfte das Volumen konstant hielten. Die Mehrzahl der Handwerksbetriebe geht wohl von einem positiven Konjunkturverlauf aus und sieht die derzeitige Abschwächung als eine vorübergehende Erscheinung. Gleichzeitig erfordert der gesamtwirtschaftliche Wandel hin zu einer Ökonomie 4.0 in allen Bereichen entsprechend große Anstrengungen – sprich Investitionen in Hardware, Software und Skills.