Energieeffizienz
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Energiekosten"Die Zeit ist jetzt!" - Energieeffizienz im Handwerk

Seit Wochen explodieren die Energiepreise und eine Besserung ist auf kurz oder lang nicht in Sicht. Betroffen sind nicht nur Privathaushalte und Großunternehmen, auch kleine- und mittelständische Handwerksbetriebe kämpfen neben Problemen der Materialknappheit nun auch mit steigenden Gas- und Stromkosten. Gleichzeitig sind Handwerksbetriebe zunehmend bestrebt, die Klimawende auch im eigenen Betrieb voranzutreiben. Entwicklungen, die Unternehmer neben dem Alltagsgeschäft vor neue Herausforderungen stellen und die Tipps und Unterstützungsangebote verlangen. 

 

Es besteht Handlungsbedarf 

Die Ukraine-Krise hat Gas- und Stromkosten mit einem Schlag in die Höhe schnellen lassen und Betriebe mit steigenden Kosten überrumpelt. Außerdem fallen Abgaben, wie z.B. die sogenannte CO2-Abgabe, ins Gewicht. Entwicklungen, die auch Handwerksbetriebe stark beschäftigen, wie es Andreas Pater, Beauftragter für Innovation und Technologie (BIT)* der Handwerkskammer Südwestfalen, weiß: "Ich bekomme jetzt sehr häufig Anfragen von Betrieben, die feststellen, dass ihre Energieabrechnungen im Gegensatz zum letzten Mal deutlich gestiegen sind. Das sind teilweise viele tausend Euro Mehrkosten."

Gleichzeitig wird das Thema "Klimaschutz" mit dem Näherrücken der Klimaschutzziele immer präsenter. Im Pariser Klimaschutzabkommen hat sich die Weltgemeinschaft u.a. darauf festgelegt, den menschengemachten globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt deutlich unter 2 °C bzw. möglichst auf 1,5 °C bis zum Jahr 2100 zu begrenzen, gerechnet gegenüber dem Beginn der Industrialisierung. Der European Green Deal besagt außerdem, dass Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent werden soll. Deutschland hat sich dazu verpflichtet, das Ziel der Treibhausneutralität bis 2045 zu erreichen. Für Andreas Pater besteht kein Zweifel: Der Wandel ist auch in den Köpfen vieler Handwerksbetriebe angekommen. "Betriebe werden deutlich offener gegenüber erneuerbaren Energien. Fragen zu deren Nutzung und der Wunsch, autarker zu werden, werden immer häufiger gestellt."  

 

Hausinterne Unterstützungsangebote

Um Betriebe in diesen Zeiten nicht alleine zu lassen, ist Pater zu Themen wie Energiebeschaffung, Energieeffizienz und Energiereduktion – sowohl per Telefon (02931/877 393) als auch per E-Mail – da. "Oftmals helfen einfache Verhaltensänderungen, um Energiekosten zu senken, die ohne große Investitionen umsetzbar sind. Selbst wenn dann doch eine Investition fällig wird, wird sich auch eine solche auf lange Sicht rentieren", macht Pater Handwerksbetrieben Mut. 

 

Externe Beratungsmöglichkeiten 

Neben der persönlichen Beratung durch unseren Mitarbeiter gibt es auch verschiedene Plattformen, die Betriebe nutzen können. 

 

Mittelstandsinitiative "Energiewende und Klimaschutz" 

Die bundesweite Initiative ist ein gemeinsames Projekt des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Als Transferpartner ist auch die HwK Südwestfalen vertreten und schafft für alle Abhilfe, die ihre Energieeffizienz in ihren Betrieben verbessern möchten. Die Initiative hilft unter anderem mit Leitfäden, Qualifizierungen und einem Energiebuch.  



Leitfaden Energieeffizienz im Handwerk

Zusammen mit sieben Umweltzentren des Handwerks, dem ZDH und unterstützt von unterschiedlichen Handwerksbetrieben wurde ein elektronischer Leitfaden entwickelt. Die Auflistung von Gewerken, die einen typischerweise besonders hohen Energieverbrauch haben, geben Betrieben Einsparmöglichkeiten an die Hand.  



 Energiebuch / E-Tool

Außerdem existiert seit einiger Zeit das bundesweit einheitliche "Energiebuch". Es ermöglicht den Betrieben, Energiedaten planvoll zu erfassen, zentral zu sammeln und Energieverbrauchsdaten über Jahre hinweg auszuwerten. Von der Erfassung der Energiekosten über die Betrachtung von Maschinen und Fuhrpark bis hin zur Auswertung der CO2-Emissionen, ist alles dabei. Das Energiebuch gibt es in gedruckter sowie auch in digitaler Form als sogenanntes E-Tool.  

Werden in der Druckversion vorgefertigte Datenblätter und Auswertungstabellen von Hand ausgefüllt, ermöglicht das E-Tool eine unkomplizierte Handhabung über den Browser. Die Datenerfassung erfolgt hier nach der Registrierung über einen Schritt-für-Schritt-Modus und stellt Nutzern verschiedene "Zusatzmodule" zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem ein PV-Rechner, Strom- und Energiesteuer-Rückvergütung, Betriebsentwicklungsplan und CO2-Bepreisung – Hilfsmittel für die praktische Alltagsarbeit. Informationen stehen hier mit einem Klick übersichtlich und ebenfalls über Jahre hinweg zur Verfügung. Auch der Vergleich mit anderen Unternehmen ist im E-Tool möglich. Über das E-Tool können Nutzer auch "Ihren" Berater der HwK auswählen und für die Unterstützung einbinden.



Ansprechpartner und Modellbetriebe

Eine interaktive Karte zeigt außerdem bundesweite Ansprechpartner zum Thema "Energieeffizienz im Handwerk". Als Transferpartner der Initiative ist die HwK Südwestfalen mit unserem Ansprechpartner Andreas Pater gelistet. Des Weiteren finden sich hier verschiedene Best-Practice-Beispiele aus verschiedenen Gewerken.  

 

Energie-Effizienz-Experten.de 

Besteht Paters' Unterstützung darin, auf das Thema "Energieeffizienz" aufmerksam zu machen und erste grundsätzliche Unterstützungen zu geben, versucht er Hilfesuchende auch an ganzheitliche und erfahrene Energieberater zu vermitteln.  

Außerdem bildet folgende Webseite ein bundesweites Verzeichnis nachweislich qualifizierter Fachkräfte für energieeffizientes Bauen und Sanieren ab. Die Beraterhonorare können im Übrigen größtenteils bezuschusst werden, sodass der Eigenanteil möglichst gering bleibt. 

 

Förderungen navigieren 

Um Förderungen, Zuschüsse und Kredite zu beantragen, empfiehlt Pater insbesondere das sogenannte "Förder.Navi" der landeseigenen Klimaschutzagentur "NRW.Energy4Climate". So werden viele Maßnahmen zur Energieeinsparung oder zur Anwendung erneuerbarer Energie von Land oder Bund gefördert. Das "Förder.Navi" bietet Informationen zu dauerhaft angebotenen Förderprogrammen für Breitentechnologien. Die Landesgesellschaft "Energie- und Klimaschutz 'NRW-Energy4Climate'" bezieht ab 1. April 2022 mit einer neu geschaffenen Regionalstelle im Übrigen Räumlichkeiten im Gebäude der Handwerkskammer in Arnsberg.

Alternativ lassen sich verschiedenste Förderprogramme z.B. auf den Webseiten des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie der NRW.Bank finden.  

 

* Die Stelle ist vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.