
Der Arnsberger Brückenplatz mit dem heutigen Kammergebäude (l.) vor 1869.
Geschichte der Handwerkskammer Südwestfalen: Gründung bis 1925
Gegründet 1900 als Handwerkskammer zu Arnsberg, blickt die Handwerkskammer Südwestfalen auf eine 125-jährige Erfolgsgeschichte zurück.
1897-1900: "Zur Vertretung der Interessen des Handwerks ihres Bezirks sind Handwerkskammern zu errichten", hieß es im Änderungsgesetz zur Gewerbeordnung vom 26. Juli 1897 im damaligen Deutschen Kaiserreich. Damit war die Gründung der Handwerkskammern beschlossen.
Im Jahr 1899 erließ der preußische Minister für Handel und Gewerbe das "Statut der Handwerkskammer zu Arnsberg", in der unter anderem die dem Kammerbezirk zugehörigen Kreise - damals Arnsberg, Meschede, Brilon, Olpe, Wittgenstein, Iserlohn, Altena und Siegen - festgelegt wurden.
Am 25. April 1900 fand im Sitzungssaal des Alten Rathauses in Arnsberg die konstituierende Sitzung der Handwerkskammer zu Arnsberg statt, sodass die heutige Handwerkskammer Südwestfalen im Jahr 2025 auf eine 125-jährige Geschichte zurückblicken kann.
Erster Vorsitzender der Handwerkskammer zu Arnsberg war von 1900 bis 1915 der Iserlohner Baugewerksmeister August Boos. Damals wie heute gehörten etwa die Gestaltung des Lehrlingswesens, die Abnahme von Prüfungen und die Vertretung der Interessen des Handwerks gegenüber dem Staat und der Politik zu den zentralen Aufgaben der Handwerkskammer.
August Boos, ab 1900 Vorsitzender der Handwerkskammer zu Arnsberg.
1903: Der 3. Westfälischen Handwerkskammertag zu Arnsberg ist ein voller Erfolg. 10.500 Besucher werden gezählt.
Das Komitee des 3. Westfälischen Handwerkskammertages zu Arnsberg im Jahr 1903.
1908: Im Zuge der Einführung des Kleinen Befähigungsnachweises legt die Handwerkskammer Arnsberg ein Meisterregister an, in das sich alle Personen mit einem Meistertitel eintragen lassen konnten.
1910: Erstmals nehmen im Gebiet der Handwerkskammer Arnsberg auch Frauen an den Vorbereitungskursen für Handwerker Teil. Frauen wurden nun auch offiziell in die Handwerkerorganisationen mit aufgenommen, konnten aber nicht in Innungsämter gewählt werden.
1911: In Arnsberg findet eine Ausstellung für Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft statt. Für besondere Leistungen werden von der Handwerkskammer zu Arnsberg Ehrenurkunden verliehen.
Ehren-Diplom zur Ausstellung für Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft zu Arnsberg im Juni 1911.
1914-1918: Nach Ausbruch des ersten Weltkriegs muss die Handwerkskammer Arnsberg ihre Tätigkeiten nach und nach auf Kriegswirtschaft umstellen. Der Kammer gelingt es. für ihre Mitgliedsbetriebe Militäraufträge zu akquirieren: Besonders Schneider und Sattler profitieren von Aufträgen im Bereich Uniformherstellung und Pferdeausstattung. Viele andere Branchen leiden unter den Auftragseinbußen, die der Krieg mit sich bringt. Die Handwerkskammer leistet den Familien gefallener oder verletzter Soldaten, die Kammermitglieder waren, finanzielle Unterstützung.
1919: In Deutschland wird die Sonntagsruhe eingeführt. Bereits ein Jahr zuvor war der Achtstundentag gesetzlich verankert worden. Das Handwerk wie auch andere Gewerbe- oder Handeltreibende fürchten schlimme Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft, besonders aber für kleinere Betriebe. Tatsächlich bedeutet die Einhaltung der Sonntagsruhe tiefgreifende Änderungen im Betriebsablauf für viele Handwerksbetriebe.
Die Handwerkskammer Arnsberg wird Mitglied des Westfälischen Genossenschaftsverbandes.
1920: Die Damenschneidervereinigung in Siegen erhält als erste Frauenvereinigung das Gesellenprüfungsrecht. Zwei Jahre später dürfen Frauen auch erstmals Innungsämter besetzen.
Kürschnermeister Louis Wurm aus Lüdenscheid war von 1915 bis 1933 Vorsitzender der Handwerkskammer zu Arnsberg.
1924: Trotz wirtschaftlich schlechter Lage erwirbt die Handwerkskammer Arnsberg das Grundstück am Brückenplatz 1 in Arnsberg, denn Grundstück und Gebäude sind zu unschlagbar günstigen Konditionen zu erwerben. Am 1. November zieht die Kammer mit sieben Beschäftigten in das Gebäude am Brückenplatz. Die feierliche Einweihung erfolgt Anfang 1925.
Das Gebäude der Handwerkskammer zu Arnsberg im Jahr 1924.