Handwerksbulle
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Handwerk fordert Investitionen in Menschen

Für einen Tag überragt am Donnerstag ein vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) installierter überdimensionaler blauer Bulle den Börsenbullen, der auf dem Frankfurter Börsenplatz als Symbol für die steigenden Kurse im Geld- und Wertpapierhandel steht. Der blaue Koloss wiegt 120 kg, ist 2,65 m hoch, 4,40 m lang und 1,40 m breit.



„Handwerksbulle“ erobert Frankfurter Börse

Mit dem blauen „Handwerksbullen“ will der ZDH anlässlich des bundesweiten Tages des Handwerks (15.9.) die Bedeutung des Handwerks und seiner Leistungen für die Wirtschaft in Deutschland herausstellen. In einer DAX-fixierten Welt ist das Handwerk der Wirtschaftsbereich, der vorrangig in Menschen investiert. Der kraftstrotzende blaue Handwerksbulle symbolisiert die derzeit starke Konjunktur im Handwerk wie der Wirtschaft insgesamt. Es braucht einen starken Fachkräftesockel und eine ausgewogene Balance zwischen berufspraktisch und akademisch Ausgebildeten, damit unsere Wirtschaft auch in Zukunft vor Kraft strotzt. Bei Kräften bleibt sie nur, wenn in die investiert wird, die diese Wirtschaft am Laufen halten: In die Menschen!

„Unsere Botschaft ist, dass es der richtigen Investments bedarf, damit am Ende die Erträge stimmen. Und selbstbewusst können wir sagen, wir im Handwerk wissen, wo es sich lohnt: Wir investieren. In Menschen“, sagt ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer in Frankfurt. „Es sind die Menschen, die das Handwerk erfolgreich machen – und damit auch die deutsche Wirtschaft und eine Million Handwerksbetriebe investieren Tag für Tag in 5,4 Millionen Menschen, die im Handwerk arbeiten. Das Handwerk ist somit eine treibende und stabile Wirtschaftskraft in Deutschland “ Damit dies auch für die Zukunft gesichert ist, müssen jedoch zügig die im Koalitionsvertrag vereinbarten Verbesserungen im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung angepackt werden, fordert der ZDH-Präsident.



Aktuell 360.000 Auszubildende im Handwerk

In der Ausbildung und Förderung des Nachwuchses sieht das Handwerk die beste Wachstumsstrategie. Aktuell machen rund 360.000 junge Menschen eine Lehre in einem der über 130 Ausbildungsberufe im Handwerk. Mit großem Engagement vermitteln Meisterinnen und Meister in den Handwerksbetrieben das nötige Fachwissen und unterstützen die Azubis auf ihrem Weg zum Profi. Doch der Nachwuchsmangel macht dem Handwerk zu schaffen. Das Handwerk selbst stemmt sich mit allen Kräften dagegen, aber um erfolgreich mehr Jugendliche für eine berufliche Ausbildung zu gewinnen, braucht es die politische Flankierung „ Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie den im Koalitionsvertrag verankerten Berufsbildungspakt umsetzt und den Versprechen einer Gleichwertigkeit der beruflichen und akademischen Bildung endlich Taten folgen lässt. Nur so kann die berufliche Ausbildung wieder an Attraktivität gewinnen“, sagt Wollseifer.



11000 Menschen mit Flüchtlingshintergrund

Unter den Auszubildenden im Handwerk befinden sich aktuell über 11.000 Personen mit Flüchtlingshintergrund. Viele tausend weitere geflüchtete Menschen absolvieren Praktika und Einführungsprogramme „Flüchtlingen zu ermöglichen, am Arbeitsleben teilzuhaben, ist der beste Weg zur Integration. Ein Beruf im Handwerk bietet ihnen eine Zukunftsperspektive und hilft gleichzeitig, den Fachkräftemangel in Deutschland abzumildern“, ist Wollseifer überzeugt. Allein über die Integration von Flüchtlingen wird Deutschland seinen Fachkräftebedarf in Zukunft jedoch nicht decken können. In der Debatte über ein neues Einwanderungsgesetz fordert der ZDH-Präsident daher, vor allem beruflich Qualifizierte in den Blick zu nehmen und zudem Migrationsabkommen mit Ländern mit vergleichbaren Berufsbildungssystemen abzuschließen, um die Verfahren für die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte zu vereinfachen. Außerdem mahnt er die deutschlandweit einheitliche Anwendung der 3+2-Regelung an, die garantieren soll, dass ein Lehrling seine Ausbildung abschließen und dann zwei Jahre in seinem Beruf arbeiten darf.



Aufwertung der Meisterausbildung muss kommen

Ein weiteres Thema, das dem Handwerk auf den Nägeln brennt, ist die Aufwertung der Meisterausbildung. Dazu erklärt Wollseifer „Meisterliche Arbeit ist die beste Wertanlage Deshalb ist es eine gute Basis für die Zukunft, wenn auch dieses Jahr rund 20.000 Gesellinnen und Gesellen ihre Meisterprüfung ablegen “ Gleichzeitig fordert er mehr Unterstützung für angehende Meister/innen: „Die Meisterausbildung sollte kostenfrei sein, genauso wie ein Studium.“ Wollseifer appelliert an die Bundesregierung, den Meisterbrief zu stärken wie im Koalitionsvertrag vereinbart sowie zeitnah Möglichkeiten für eine Wiedereinführung der Meisterpflicht bei zulassungsfreien Berufen zu prüfen. 



Computerbasierte Abläufe sind bei uns schon Standard

Und nicht zuletzt fordert der Präsident Investitionen in Innovationen. „Das Handwerk investiert in die Digitalisierung und fördert sie: Computerbasierte und digitalisierte Prozessabläufe sind bereits heute in den meisten Betrieben Normalität“, betont der ZDH-Präsident. In einer technologisierten Gesellschaft kommen viele neue Produkte und Verfahren aus dem Handwerk, das Lösungen für immer individuellere Kundenwünsche findet. Innovationstreiber sind dabei die Mitarbeiter.

 

Fortbildungen auch nacheinander fördern

Um den neuen Anforderungen an die Wirtschaft gerecht zu werden, muss das Konzept der Höheren Berufsbildung stärker vorangebracht werden „Teilnehmer sollten aber das Aufstiegs-Bafög von den Lehrgangs- und Prüfungsgebühren freigestellt werden. Außerdem sollte es möglich werden, dass mehrere Fortbildungen hintereinander förderfähig sind.“