
Ausbildungspreis des JahresIn 60 Jahren Firmengeschichte ist kein Azubi durchgefallen
Wenn in 60jähriger Firmengeschichte noch nie ein Auszubildender durch die Gesellenprüfung gefallen ist, dann ist das aller Ehren wert. Kommen noch ein Landes- und ein Kammersieger im Praktischen Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks dazu, ist die Bewerbung um den Ausbildungspreis des südwestfälischen Handwerks von Erfolg gekrönt: Fliesen Kalisch aus Schmallenberg ist einer der drei nominierten Betriebe in der Kategorie "Leistungen & Erfolge".
1965 von Günter Kalisch gegründet, stehen heute die Brüder Sebastian und Stephan Ax an der Spitze des Unternehmens. Die beiden Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister setzen damit die Tradition ihres Vater Friedhelm nach der Geschäftsübergabe im vergangenen Jahr fort. Mit elf Mitarbeitern und drei Auszubildenden – darunter auch eine junge Dame – geht es sehr familiär zu. Das ist genau das, was das Arbeiten bei Fliesen Kalisch ausmacht. Gemeinsam nimmt das junge Team sämtliche Herausforderungen an.
Ein altes Bauernhaus zum Üben
Dazu gehört auch die Ausbildung des Nachwuchses. Die guten Prüfungsergebnisse kommen nicht von ungefähr: "Bei uns müssen die Azubis an die Kelle", erklärt Sebastian Ax, "sie arbeiten dort, wo sie am meisten mitbekommen." Und dann gibt es noch einen ganz besonderen Ort: Ein altes Bauernhaus zum Üben. Da können sich die Auszubildenden austoben und viele praktische Erfahrungen sammeln. Auch die Theorie kommt nicht zu kurz. Zudem legen die Brüder auf Fort- und Weiterbildungen ihrer Mitarbeiter wert – auch die Lehrlinge können Angebote nutzen.
Dass davon reger Gebrauch gemacht wird, unterstreichen deren Zusatzqualifikationen: Gestalter im Handwerk, Betriebswirt des Handwerks, staatlich geprüfter Betriebswirt. Bemerkenswert bei der Betriebsgröße: Mit den beiden Chefs sind vier Meister beschäftigt: "Unseren Mitarbeitern haben wir den Meisterkurs finanziert." Auf diese Weise werden ehemalige Auszubildende an den Betrieb gebunden.
Nachwuchsgewinnung beginnt bei den ganz Kleinen
Mitarbeiterbindung ist die eine Seite, Nachwuchs zu finden die andere. Hier beginnen die Ax-Brüder schon bei den ganz Kleinen. Mit Aktionen in Hauptschulen und der Jugendkunstschule in Schmallenberg wecken sie das Interesse fürs Fliesenlegerhandwerk. Die Schülerinnen und Schüler kommen in den Betrieb und dürfen kreativ arbeiten. "Danach wollen sie direkt ein Praktikum machen", berichtet Stephan Ax.
Das Team ergänzt seit kurzem auch ein syrischer Familienvater. Hier engagieren sich die Brüder über den Arbeitsalltag hinaus, unterstützen bei Behördengängen und bürokratischen Herausforderungen.
Hilfsprojekt in Ghana unterstützt
Leben und arbeiten in Deutschland weiß Stephan Ax noch mehr zu schätzen, nachdem er zwei Wochen ein Hilfsprojekt in Accra in Ghana unterstützt hat: Gemeinsam mit weiteren Berufskollegen aus dem Sauerland wurde ein Krankenhaus gefliest, auch das Material kam direkt als Spende nach Afrika. Als ihn sein ehemaliger Ausbilder gefragt hat, ob er sich engagieren wollte, sagte Ax direkt zu. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat: "Man weiß jetzt erst recht, wie gut man es hat." Arbeitsschutz werde ganz klein geschrieben, ärztliche Versorgung sei nur schwer zu bekommen.
Dafür, dass die Stimmung im Team gut bleibt, sorgen gemeinsame Veranstaltungen wie beispielsweise Sommerfest oder Kegeln. Dazu werden auch die Familien eingeladen.
Jetzt kann der Betrieb erst einmal die Nominierung im Wettbewerb um den Ausbildungspreis des südwestfälischen Handwerks feiern, den die Handwerkskammer alljährlich in Kooperation mit den Kreishandwerkerschaften und unterstützt von Sponsoren auslobt. Zur Urkundenübergabe besuchten HwK-Geschäftsführer Fabian Bräutigam, Ausbildungsberater Rüdiger Schnüttgen sowie Ingomar Schennen von der KH Hochsauerland und der Sponsorenvertreter der Volksbanken Südwestfalens, Meinolf Grobbel, den Betrieb.
Als nominierter Betrieb darf sich Fliesen Kalisch schon jetzt über 500 Euro, gestiftet von der IKK classic, freuen. Ob daraus 2000 Euro für den Gewinner in der Kategorie "Leistungen und Erfolge“ werden, entscheidet sich am 23. September bei der Preisverleihung.