Lackiererin Alina Hahn_News
HwK Südwestfalen

Mit Leidenschaft zu Bestleistungen

Einmal Gold und dreimal Silber: Dieser Medaillenspiegel unterstreicht die hervorragenden Ergebnisse im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks auf Bundesebene glanzvoll. Vier Nachwuchshandwerkerinnen und -handwerker aus Südwestfalen dürfen sich zu Deutschlands Top-Elite zählen.

Zu diesen Bestleistungen gratulierten Kammerpräsident Jochen Renfordt und HwK-Geschäftsführer Fabian Bräutigam bei einem Besuch im ehemaligen Ausbildungsbetrieb, wo alle vier – das wundert nicht bei diesen Leistungen – weiterhin tätig sind. Es ist zum einen die Leidenschaft für das Handwerk, die das Quartett aufs Siegertreppchen führte. Zum anderen steht hinter jedem Erfolg ein engagierter Betrieb. Beiden dankte Renfordt herzlich und unterstrich: "Machen Sie weiter so, dann ist die Zukunft des Handwerks gesichert."



Freischwinger aus Holz: Geht das?

Mit seinem Gesellenstück setzte Drechsler Marvin van Dyck ein Zeichen. Freischwinger kennt man aus Metall, aber aus Holz? Schließlich muss ein Stuhl stabil sein. Der junge Medebacher bewies eindrucksvoll, dass das funktionieren kann und schuf ein Unikat: Sein "freischwingender Sitzhocker mit Stehtisch" überzeugte die Jury. Bedingt durch Corona fand kein praktischer Wettbewerb statt, sondern das Prüfungsstück war das Maß aller Dinge. Mit der bemerkenswerten Arbeit holte sich der 20-Jährige nicht nur den Bundessieg, sondern auch den ersten Preis im Wettbewerb "Die gute Form".

Ein Handwerk mit Holz musste es sein, das stand für van Dyck bei der Berufswahl fest. Durch ein Praktikum ist er in der Drechslerei von Frank Brocke gelandet. Van Dyck ist der zweite Bundessieger, den der Drechslermeister ausgebildet hat. Die Kombination von alter und neuer Technik sei es, die das Drechslerhandwerk ausmache: "Wir arbeiten mit modernsten Maschinen, beispielsweise CNC-Technik, und drehen von Hand." Der frisch gekürte Bundessieger weiß wie es geht – und wird sein Wissen bald im Meisterkurs vertiefen.



"Lackheroes@work"

Schon das Motto des Bundeswettbewerbs für Fahrzeuglackierer betonte, wer hier mit der Lackierpistole arbeitet: "Lackheroes@work". Zur Heldin wurde Alina Hahn gekürt: Sie landete ganz oben und holte den Titel "2. Bundessiegerin" nach Olpe in die Tump GmbH. Dieser krönende Abschluss der Ausbildung bestätigte die Entscheidung, statt im Büro doch im Handwerk zu lernen. "Das war ein Glückgriff", blickt die 23-Jährige zurück. Für Frauen sei das Fahrzeuglackiererhandwerk ein "super Beruf". Die Dominanz der Weiblichkeit zeigte sich auch beim Bundesentscheid. Hier galt es, eine Gesamtpräsentation zu erstellen: Autotür, Werbetafel und Modellauto – frisch lackiert und gestalterisch aufeinander abgestimmt. Über den Erfolg freuen sich ebenfalls Firmenchef Marius Hacke und – auch hier wieder Frauenpower – Ausbildungsmeisterin Lisa Löcker. Beide motivieren Hahn jetzt zum nächsten Schritt Richtung Meistertitel.



"Wie das Lächeln eines Kunden"

"Es ist nicht alltäglich, dass wir solche Azubis haben." Lobende Worte von Holger Rothe, Inhaber der Bäckerei Rothe GmbH, die Döne Karacadag strahlen lassen. Als Bäckereifachverkäuferin landete sie im PLW-Bundeswettbewerb auf Platz 2. Acht Filialen betreibt der in Haiger ansässige Betrieb und ist auch mit 98 Mitarbeitern "ein großes Familienunternehmen" in der fünften Generation. Firmenchef Rothe setzt auf "Eigengewächse", bildet regelmäßig aus, so auch zwei Schwestern der erfolgreichen Siegerin. Die geringe Fluktuation im Unternehmen spricht für sich.

Karacadag stand ebenfalls im direkten Wettbewerb mit der Konkurrenz: In der Bundesakademie Weinheim traten die Landesbesten gegeneinander an. Das Thema "Natur", die Aufgaben: Snack, Frühstück und ein Brotregal präsentieren, ein Verkaufsgespräch führen und eine Tafel beschriften. Die 26-Jährige war in ihrem Element: "Ich könnte nie in einem anderen Beruf arbeiten." So sieht sie ihre Zukunft in der Bäckerei Rothe, Qualifizierungen sind bereits geplant. Maßgeblich am Erfolg beteiligt ist Ausbilderin Gabriele Prescher. Für sie ist der Titel der Lohn ihrer Arbeit: "Das ist wie das Lächeln eines Kunden."



"Stehenbleiben kommt nicht in Frage"

Eindeutig eine Männerdomäne ist die Werkstatt von Metallbauermeister Christian Janßen in Menden. Mit seinen beiden Mitarbeitern bringt er den harten Werkstoff in Form. Zur Höchstform ist sein ehemaliger Auszubildender Michel de Vries beim PLW aufgelaufen: Mit dem Gesellenstück, einem Rednerpult, zog er in den Bundeswettbewerb ein. Hier galt es, virtuell vor laufender Kamera und unter dem kritischen Blick von drei Prüfern den Entwurf für ein Baumgitter zu zeichnen. Das gelang perfekt, damit wurde der Metallbauer in der Fachrichtung Metallgestaltung zweiter Bundessieger. "Dass ich mit Leidenschaft alles gebe, war klar", resümiert de Vries. Die Leidenschaft fürs Handwerk hat er entdeckt, als er merkte, dass das Studium der Sozialen Arbeit doch nicht die Erfüllung ist. Nach einem Praktikum bei Janßen stand der Weg fest. Jetzt arbeitet der Junggeselle "total gerne" dort weiter, aber er weiß auch: "Stehenbleiben kommt für mich nicht in Frage." Man darf gespannt sein, wohin die Reise geht.