HwK Südwestfalen

PressekonferenzStandortwahl ist auch eine Steuerfrage

Wo zahlt ein Handwerksbetrieb vergleichsweise wenig Gewerbe- und Grundsteuer und wo ist letztere nach der aktuellen Grundsteuerreform besonders stark gestiegen? Ist der eigene Standort unter diesem Gesichtspunkt wettbewerbsfähig? Der Realsteueratlas der Handwerkskammer (HwK) Südwestfalen liefert erstmals eine vollständige Übersicht zu Gewerbe- und Grundsteuerhebesätze in allen 45 Kommunen Südwestfalens – inklusive der Auswirkungen der Grundsteuerreform. HwK-Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt sowie Uta Neumeister, Leiterin der HwK-Standortpolitik, erläutern die Beweggründe für die Erstellung der Informationsbroschüre und ordnen die Ergebnisse ein.

"Mit dem Realsteueratlas geben wir Handwerksbetrieben sowie Gründerinnen und Gründern ein Werkzeug an die Hand, um steuerliche Standortfaktoren schnell und effektiv vergleichen zu können", betont HwK-Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt und ergänzt: "Gerade im Wettbewerb um Standorte sind die Hebesätze ein bedeutender Kostenfaktor. Unser Realsteueratlas schafft Transparenz und unterstützt bei künftigen Investitionsentscheidungen."

Der Realsteueratlas der HwK Südwestfalen ist ein kompaktes Nachschlagewerk für alle, die steuerliche Standortfaktoren vergleichen möchten. Dazu stellt die Informationsbroschüre die Gewerbe- und Grundsteuerhebesätze der vier Kreise des Kammerbezirks dar: Märkischer Kreis, Siegen-Wittgenstein, Hochsauerlandkreis und Olpe.

Der Atlas zeigt deutliche Unterschiede: Die Stadt Siegen weist bei der Gewerbesteuer im Jahr 2024 mit 505 Prozent den höchsten Hebesatz auf, dicht gefolgt von Netphen und Wilnsdorf mit jeweils 500 Prozent. Anders sieht es in Schmallenberg mit 400, Attendorn mit 405 und Wenden mit 417 Prozent aus. "Sie hatten 2024 den niedrigsten Gewerbesteuer-Hebesatz aller 45 Gemeinden in Südwestfalen", so Uta Neumeister, Leiterin der HwK-Standortpolitik.

Bei der neu berechneten Grundsteuer B lassen sich ebenso spannende Beobachtungen machen. Hier zeigen sich 2025 neue Belastungen – besonders bei Nichtwohngrundstücken. Altena ist in diesem Bereich mit 2020 Prozent die Kommune mit dem höchsten Hebesatz. Dicht gefolgt von Kreuztal und Lüdenscheid mit 1810 und 1766 Prozent. Die niedrigsten Hebesätze für Nichtwohngrundstücke finden sich 2025 in Wenden mit 469, Schmallenberg mit 530 und Meschede sowie Meinerzhagen mit jeweils 575 Prozent. Außerdem fällt auf, dass einige Gemeinden wie Kierspe (1314 statt 1272) und Olpe (995 statt 962) bei Nichtwohngrundstücken höhere Hebesätze als empfohlen festsetzen, während Orte wie Iserlohn (1110 statt 1692) oder Nachrodt-Wiblingwerde (1440 statt 1934) deutlich darunter bleiben.

"Dass die Hebesätze so unterschiedlich ausfallen, hängt mit der Haushaltslage, der Finanzplanung und den politischen Prioritäten der einzelnen Kommunen zusammen. Gemeinden mit einer hohen Verschuldung oder großen Investitionsvorhaben setzen oft höhere Hebesätze an, während wirtschaftlich starke oder sparsame Kommunen Spielräume für niedrige Werte haben. Auch eine strategische Standortpolitik – etwa zur Ansiedlung neuer Betriebe – kann eine Rolle spielen", sagt Uta Neumeister, Leiterin der Standortpolitik der HwK Südwestfalen.

"Die Spannweite der Hebesätze in unserer Region ist groß – das kann sich direkt auf die Betriebskosten auswirken. Der Atlas macht diese Unterschiede sichtbar und ist damit klarer Mehrwert für Handwerkerinnen und Handwerker", unterstreicht Hendrik Schmitt.

An die Kommunen richtet der HwK-Hauptgeschäftsführer eine klare Empfehlung: "Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten sollten Städte und Gemeinden ihre Hebesätze mit Augenmaß gestalten, um Betriebe nicht zusätzlich zu belasten und Investitionen in der Region zu fördern."

Der Realsteueratlas wird jährlich aktualisiert und steht hier zum Download bereit: