
Verena Kurth, Fachberaterin für Inklusion und Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA), hilft den Betrieben dabei, in Sachen Einstellung von Menschen mit Behinderung und Fördermöglichkeiten den Überblick zu behalten.
InterviewInklusion ist kein Nachteil – sie kann ein echter Gewinn sein
Interview mit Verena Kurth, Fachberaterin für Inklusion und Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber bei der Handwerkskammer Südwestfalen.
Menschen mit einer Behinderung sind im Handwerk längst keine Seltenheit mehr – und doch fehlt es vielen Betrieben noch an Wissen, wenn es um ihre Beschäftigung geht. Dabei zeigen Beispiele wie die Geschichte des Zerspanungsmechanikers Dominic Haarhoff, dass Inklusion im Handwerk gelingen kann – und für beide Seiten ein echter Gewinn ist. Für die neue Ausgabe des Deutschen Handwerksblatt mit Verena Kurth, Fachberaterin für Inklusion und Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA) der Handwerkskammer Südwestfalen (HwK), über das Thema gesprochen.
"Viele Sorgen sind unbegründet"
DHB: Frau Kurth, oft herrscht in den Betrieben Unsicherheit, wenn es um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung geht. Was begegnet Ihnen in der Praxis und wie reagieren Sie darauf?
Kurth: Viele Betriebe scheuen sich vor dem Unbekannten und fragen sich: Kann das überhaupt funktionieren? Dabei sind viele Sorgen einfach unbegründet. In der Praxis zeigt sich, dass Menschen mit Behinderung hochmotiviert sind und viel Engagement mitbringen. Wichtig ist, dass man sich dem Thema offen stellt. Wir als HwK Südwestfalen unterstützen die Betriebe dabei, beraten umfassend und stellen Kontakte zu relevanten Stellen her.
DHB: Wie können Betriebe konkret unterstützt werden, wenn sie sich für die Einstellung eines Menschen mit Behinderung entscheiden?
Kurth: Wichtig ist: Die Betriebe müssen das nicht allein stemmen. Es gibt viele Fördermöglichkeiten – von technischen Hilfsmitteln bis hin zu finanziellen Zuschüssen. Als Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber helfe ich dabei, den Überblick zu behalten, zu Leistungen zu beraten und bei der Antragsstellung unterstützend zur Seite zu stehen. Ein gutes Beispiel ist der Fall von Dominic Haarhoff: Hier konnten wir gemeinsam mit der Rentenversicherung Westfalen als Kostenträger eine passgenaue Lösung finden.
DHB: Was macht Sie persönlich so überzeugend in Ihrer Rolle als Inklusionsberaterin? Was geben Sie den Betrieben mit auf dem Weg?
Kurth: Bei mir ist es die Mischung aus Fachwissen und persönlicher Erfahrung. Mein Sohn Balthasar ist hörbehindert und leitet heute als Meister eine Hörgeräteakustik-Filiale in Hamburg. Ich habe hautnah und natürlich mit Stolz erlebt, wie viel Willensstärke und Können in Menschen mit Einschränkungen steckt. Genau das gebe ich auch an die Betriebe weiter. Denn: Eine Behinderung sagt nichts über die Leistungsfähigkeit oder das Engagement eines Menschen aus.
Seminar zum Thema Inklusion im Handwerksbetrieb
Mehr zum Thema warum Inklusion ein echter Gewinn für Ihren Handwerksbetrieb ist, wie Inklusion in Ihrem Betrieb funktionieren kann und welche Unterstützung es dabei gibt, bietet unser kostenfreies Seminar zum Thema Inklusion am Dienstag, 30. September, um 17 Uhr im bbz Arnsberg, dem Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Südwestfalen.
Verena Kurth lädt dazu Experteninnen aus dem Reha-Team der Arbeitsagentur Meschede ein. Sie informieren über finanzielle Förderungen für Betriebe und über Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen oder für Mitarbeitende, um ihnen nach einer Erkrankung den Wiedereinstieg zu erleichtern.
Konkrete Beispiele zum Thema Inklusion kennt Jessica Peters. Sie ist Beraterin des Integrationsfachdienstes der Diakonie Ruhr-Hellweg und vermittelt Menschen, die in Werkstätten auf das Arbeitsleben vorbereitet wurden, in den ersten Arbeitsmarkt. Peters spricht in unserem Seminar offen über mögliche Probleme – und wie diese gelöst werden können.
In der Rubrik "Veranstaltungen" finden Sie alle Informationen und die Anmeldung zum Seminar über Inklusion im Handwerk.